Sind SV Techniken im Stehen und Liegen ausgeführt wirklich gleichwertig?

Vielfach wird behauptet, dass es im Wesentlichen unbedeutend sei, ob man SV Techniken zur Verteidigung stehend oder liegend ausführt. Oft wird dieses Argument verwendet, wenn jemand im Bodenkampf noch recht unerfahren ist und sich in dieser Situation unterlegen fühlt. I.d.R. können die gleichen SV Techniken, die man im Stand gegenüber einen Angreifer verwendet, auch in Rückenlage auf dem Boden ausgeführt werden.

Aber in Bezug auf die Trefferwirkung besteht ein erheblicher Unterschied, der nicht zu vernachlässigen ist und jedem Kampfkünstler bekannt sein sollte.

KYUSHO befasst sich mit der medizinischen, neurophysiologischen und physikalischen Betrachtung der Kampfkunst, also der Ausführung von SV Techniken sowie deren Trefferwirkung. Diese Zusammenhänge wurden ausführlich in dem Buch „Die Prinzipien hinter Dim-Mak und Kyusho-Jitsu – Band 1 – Grundlagen“ dargestellt.

Betrachtet man bspw. den KO (vasovagale Synkope) als Angriffs- bzw. Konterziel, so wird dieser parasympathische Effekt ausgelöst über die entsprechende Aktivierung des Nucleus tractus solitarii. Dieser sorgt für eine Verlangsamung der Herzschlagfrequenz und Herabsetzung der Herzkraft bei gleichzeitiger Weitstellung der Blutgefäße. Dies führt zu einem abrupten und sehr starken Abfall des Blutdruckes.

Jetzt folgt eine kurze physikalische Beschreibung. Wird eine Flüssigkeit in einem Rohrleitungssystem nach oben gepumpt, so muss die Pumpe einen bestimmten Druck erzeugen, der größer ist als der in den Rohrleitungen erzeugte Strömungswiderstand, der Luftdruck, und das Gewicht der Flüssigkeit selbst, dass hinauf gepumpt werden soll (Schwerkraft). Ist der Druck der Pumpe nicht groß genug, kommt keine Flüssigkeit oben an.

So verhält es sich im Körper auch mit dem Blutdruck und dem Herzen als Pumpe. Eine stehende Person benötigt einen höheren Blutdruck als eine liegende Person, um das Gehirn mit der ausreichenden Blutmenge zu versorgen. Auch eine sitzende oder hockende Person benötigt demnach einen geringeren Blutdruck als eine stehende Person.

Führt ein Wirkungstreffer zu diesem parasympathischen Effekt und somit zu einem abrupten Blutdruckabfall, so wird das Gehirn nicht mehr mit genügend sauerstoffreichem Blut versorgt. Es schaltet in den Notzustand. Die vasovagale Synkope, ein KO wird ausgelöst. Der Körper fällt i.d.R. in die Waagerechte. Hierdurch wird wieder leichter das Blut ins Gehirn transportiert.

Führen Kopftreffer bei einer stehenden Person zu einem KO (vasovagale Synkope), so führen die gleichen Kopftreffer, mit gleicher Härte, bei einer liegenden oder hockenden Person nicht unbedingt auch zu einem KO, da in dieser Position ein geringerer Blutdruck ausreicht, um das Gehirn mit sauerstoffreichem Blut zu versorgen.

Kampftechnisch hat dies eine erhebliche Bedeutung. Befindet man sich im Bodenkampf, in einer annähernd waagerechten oder hockenden Position, so erleidet man selbst nicht so schnell einen KO bei entsprechenden Treffern.

Ist es das Ziel des Konters, bei dem Angreifer einen KO zu erzielen, so ist dies evtl. nicht so leicht zu erreichen, wenn sich der Angreifer in einer hockenden oder sitzenden Position, im Bodenkampf, auf einem befindet. Die SV Techniken und das zu erreichende Ziel sollten dies entsprechend berücksichtigen.

Dieses oben beschriebene Phänomen kann sehr gut bei UFC Kämpfen beobachtet werden. Auf der Facebookseite der UFC werden in dem folgenden Video einige KOs als Zusammenschnitt gezeigt (das Video ist öffentlich gepostet und kann auch ohne Facebook Login angesehen werden). In dem Video sieht man sehr deutlich, wie durch Summation von Kopftreffern beim stehenden Kämpfer ein KO ausgelöst wird. Gleiche Treffer führen jedoch bei liegenden Kämpfern nicht unbedingt zum KO.

https://m.facebook.com/story.php?story_fbid=3914479445254643&id=151624928206799&m_entstream_source=video_home&player_suborigin=entry_point&player_format=permalink

Mit diesem Wissen können die eigenen SV Techniken optimiert werden. Das ist das Ziel des KYUSHO.

 

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neurophysiologische Summation bis zu einem K.O.

In meinen KYUSHO Seminaren und in meinem Buch „Die Prinzipien hinter Dim-Mak und Kyusho-Jitsu“ erkläre ich die neurophysiologischen Zusammenhänge hinter den Wirkungstreffern. Ich zeige auch, wie man mit einer Trefferfolge systematisch auf einen K.O. hinarbeiten kann.

Über die sogenannte „Summation“ können Treffer in einer bestimmten Reihenfolge gesetzt werden, um bspw. den parasympathischen Effekt der vasovagalen Synkope (einen neuronalen K.O.) auszulösen. Es kommt im Wesentlichen darauf an, in welcher Reihenfolge und wie die Treffer gesetzt werden. Wählt man die falsche Reihenfolge, oder setzt die Treffer nicht richtig, so kann das autonome Nervensystem auch wieder dadurch resettet werden und die zuvor gesetzten Treffer haben somit keinen Einfluss mehr und waren quasi vergebens.

Durch die gezielte Auswahl der Trefferkombinationen und -folgen kann also sehr effizient auf einen schnellen K.O. hingearbeitet werden.

Ein sehr gutes Beispiel hierfür ist Coner McGregor, einer der erfolgreichsten UFC Fighter. Er nutzt (wahrscheinlich unwissend über die neurophysiologischen Zusammenhänge, aber instinktiv richtig) perfekt die neurophysiologische Spielart der Summation, wodurch bei seinen Gegnern sehr rasch die vasovagale Synkope (neuronaler K.O.) ausgelöst wird.

Erkennt Ihr, in welcher Weise er summiert?

sympathisch -> sympatisch ?
sympatisch -> parasympathisch ?
parasympathisch -> sympathisch ?
parasympathisch -> parasympathisch ?

Es ist nicht verwunderlich, dass er so erfolgreich ist.

Link zu youtube

 

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